www.amazon.de | 7. Dezember 2004 | Dr. Klaus Meilinger | 7. Dezember 2004
Ein echtes Erlebnis
Es kommt relativ selten vor, dass eine Orgeleinspielung mich vom ersten Ton an so fesselt, wie es bei der vorliegenden CD der Fall ist.<br />
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Es kommt relativ selten vor, dass eine Orgeleinspielung mich vom ersten Ton an so fesselt, wie es bei der vorliegenden CD der Fall ist.
Helmut Deutsch präsentiert wieder einmal keine herkömmliche Mix-CD mit „Orgelschlagern", sondern beschränkt sich auf einen Komponisten: Franz Liszt.
Dass er zu den herausragenden Liszt-Interpreten gehört, hat er schon mit seiner 1993 aufgenommenen Einspielung der großen Orgelwerke des Meisters unter Beweis gestellt.
Mit der hier zu besprechenden Aufnahme der „ Symphonischen Dichtungen in Orgeltranskriptionen" von Liszt begibt er sich auf nicht unumstrittenes Terrain.
Bis heute mahnen „Puristen", Originalwerke nicht durch Übertragung auf andere Instrumente zu verfälschen, verkennen dabei aber offenbar, dass selbst große Meister wie Bach und Mozart sehr gelungene Transkriptionen eigener wie auch fremder Werke anfertigten,und dies ohne künstlerische Skrupel.
Liszt selbst bearbeitete auf diese Weise zahlreiche eigene Werke sowie solche anderer Komponisten.
Solange die „musikalische Idee", der Charakter eines Werkes nicht verändert werden, ist m.E. gegen die musikalische Form der Transkription nichts einzuwenden.
Helmut Deutsch hat sich intensiv mit den sinfonischen Dichtungen Liszts auseinandergesetzt, „Les Preludes" selbst transkribiert, andere schon existierende Bearbeitungen von „Orpheus" und „Prometheus" im Sinne des Charakters der ursprünglichen orchestralen Fassung überarbeitet.
Macht man sich nun die Mühe, einmal die „Originalwerke" mit den vorliegenden Transkriptionen zu vergleichen, so muss man bewundernd anerkennen, dass Deutsch eine fantastische Adaptation der Werke an „sein" Instrument, die Orgel, gelungen ist.
Neben seinem ausgeprägten Gespür für die Klangwelt Franz Liszts kommen ihm seine exzellente Technik, sein Sinn für ausgesprochen intensive Klangfarben, sprich seine hohe Kunst des Registrierens,und - wieder einmal- die Auswahl eines wirklich adäquaten Instrumentes, der 1986 erbauten, „symphonisch" disponierten Oberthür-Orgel in der Kathedrale zu Auxerre, zugute. Die Akustik der Kathedrale ist hervorragend, ebenso die Aufnahmetechnik.
Einziger kleiner „Wermutstropfen" ist, dass einige Zungenregister nicht gerade ideal gestimmt sind, was jedoch den ansonsten sehr guten Eindruck, den das Instrument hinterlässt, nicht nennenswert trübt. Die gesamte dynamische Spannweite der eingespielten symphonischen Dichtungen kommt jedenfalls vom zartesten Pianissimo bei geschlossenem Schwellwerk bis hin zu einem fulminanten Plenumklang, der nicht zuletzt durch die Horizontaltrompeten erreicht wird, hervorragend zur Geltung.
Die eingespielten Werke befinden sich allesamt musikalisch auf sehr hohem Niveau. Am bekanntesten, weil am häufigsten konzertant aufgeführt bzw. eingespielt, ist die monumentale sinfonische Dichtung „Orpheus". Besonders reizvoll finde ich persönlich „Czardás obstiné", eine avantgardistische Tanzfantasie, die in Liszts Todesjahr entstand.
Ich lobte schon in der Besprechung der CD „Franz Liszt - Organ Works" die spielerischen Fähigkeiten von Helmut Deutsch.
Mit seiner Einspielung der „Symphonischen Dichtungen in Orgeltranskriptionen" beweist er, dass er in der Liga der internationalen Spitzenorganisten mitspielt und den Vergleich mit anderen bedeutenden Künstlern wie Kynaston, Latry, van Oosten u.a. nicht zu scheuen braucht.
Es kommt relativ selten vor, dass eine Orgeleinspielung mich vom ersten Ton an so fesselt, wie es bei der vorliegenden CD der Fall ist.
Helmut