Biography
Alfred Cortot (* 1877, † 1962) was unquestionably one of the foremost pianists of the older generation. In younger years he had also been a ground-breaking conductor, particularly in the interpretation of the German romantics. In 1902 he had conducted the Paris première of Wagner’s Götterdämmerung and a month later had given a remarkable interpretation of Tristan. In conducting a concert performance of Parsifal he was pioneering a practice which subsequently became quite frequent.
But Cortot’s intimate relationship with German music brought him near to disaster. After the occupation of France during the Second World War he was wooed by the German occupiers and the Vichy government, and did not resist their persuasions. In 1942 he allowed himself to be nominated president of the \"professional committee of French musicians\" which was envisaged as a pendant to the German \"Reichsmusikkammer\". He performed Schumann’s Piano Concerto during the war years with the Berlin Philharmonic Orchestra under Wilhelm Furtwängler in the German capital. Did no one in the RIAS Symphony Orchestra, which, after all, sought to gain the trust of former emigrants and succeeded in securing them contracts for their first appearances in post-war Germany – did no one know anything about Cortot’s earlier involvement? This is impossible to believe, since Cortot was \"persona non grata\" in his homeland and other European countries until 1947. But the concerts on 14 and 15 May 1951 – the only ones Cortot gave with the RIAS Symphony Orchestra – symbolised the hand of reconciliation held out to a great artist. He had not resisted National Socialism, but he had not, after all, been amongst the murderers.
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Alfred Cortot (* 1877, † 1962) war gewiss einer der Bedeutenden aus der älteren Pianistengeneration. Auch als Dirigent hatte er in jungen Jahren Bahnbrechendes geleistet, besonders in der Interpretation der deutschen Romantik. 1902 dirigierte er die erste Aufführung von Wagners Götterdämmerung in Paris, einen Monat danach brachte er eine bemerkenswerte Ansicht des Tristan heraus. Den Parsifal führte er konzertant auf und nahm damit eine inzwischen gängige Praxis vorweg.
Das vertraute Verhältnis zur deutschen Musik aber geriet ihm auch zum Verhängnis. Nach der Okkupation Frankreichs im Zweiten Weltkrieg wurde Cortot von den deutschen Besatzern und der Vichy-Regierung umworben; er widersetzte sich ihren Angeboten nicht. 1942 ließ er sich zum Präsidenten des Berufskomitees französischer Musiker ernennen, das als Pendant zur deutschen Reichsmusikkammer gedacht war. Schumanns Klavierkonzert spielte er während der Kriegsjahre mit dem Berliner Philharmonischen Orchester unter Leitung von Wilhelm Furtwängler in der deutschen Hauptstadt. Wusste man im RIAS-Symphonie-Orchester, das sich immerhin das Vertrauen einstiger Emigranten erwarb und sie zum ersten Mal zu Auftritten ins Nachkriegsdeutschland verpflichten konnte, von Cortots Verstrickungen nichts? Das kann nicht sein, denn immerhin war dieser in seiner Heimat Frankreich und in anderen europäischen Ländern bis 1947 persona non grata; Auftritte unerwünscht. Die Konzerte am 14. und 15. Mai 1951, die einzigen, die Cortot mit dem RIAS-Symphonie-Orchester gab, signalisierten einem großen Künstler eine Geste der Versöhnung. Er hatte dem Nationalsozialismus zwar nicht widerstanden, aber er gehörte nicht zu den Mördern.